Privatflüge

Ob mit dem eigenen Privatjet – wie viele Promis, u.a. der Milliardär Richard Branson – oder mit einem gemieteten: Privatjetflüge sind nicht nur um ein Vielfaches teurer, sondern pro Passagier auch 5 bis 14 mal CO²-intensiver als durchschnittliche Linienflüge und 50mal umweltschädlicher als Züge. Untersuchungen zeigen, dass ein 4-stündiger Privatflug so viel CO² ausstößt wie ein Mensch im Durchschnitt pro Jahr (ebd.). Dazu tragen nicht zuletzt die extravaganten Ausstattungen bei: So gibt es Privatjets mit Küche, Schlaf- und Badezimmer. Leisten können sich solche Flüge – ob gemietet oder im eigenen Flugzeug – nur wenige Menschen. Und dennoch: Einer von 10 Flügen bspw. in Frankreich ist ein Privatflug, und die Hälfte dieser Flüge gehen über eine Distanz von unter 500km (ebd.) – einer Distanz also, die sich in der Regel mühelos auch am Boden zurücklegen lassen würde. Und zugleich verzeichnet der Privatflugsektor in Europa eine Zunahme von 31% zwischen 2005 und 2019, also eine größere Zunahme als der kommerzielle Flugverkehr. 

Wie alle anderen Flüge profitieren in Europa auch Privatflüge von der Steuerbefreiung für Kerosin – wobei eine Steuer für diejenigen, die einen Privatjet besitzen und Berechnungen zufolge über ein Vermögen von im Durchschnitt 1,3Milliarden Dollar verfügen (ebd.), oder für diejenigen, die sich bspw. einen Flug von Hamburg nach Ibiza für 19.000€ leisten und dafür bei der Lufthansa auch noch satte Status- und Prämienmeilen gutgeschrieben bekommen, wahrscheinlich eher nur peanuts sein dürften. Besondere Blüten hat die Schere zwischen den Reichen, die sich solche Flüge leisten können und wollen, und dem Rest der Menschheit während der Corona-Pandemie getrieben: als die meisten Menschen in Europa im August 2020 noch zuhause bleiben mussten und der kommerzielle Flugbetrieb quasi zum Erliegen gekommen war, erholte sich der Privatflugsektor deutlicher rascher – ein Anbieter konnte seine Buchungen vielmehr um mehr als 10% erhöhen (ebd.): wer es sich leisten kann, kann Risikogebieten und dem lockdown entflie(g/h)en und fliegt dabei eben lieber privat, statt sich in der Flugzeugkabine auch noch einer erhöhten Infektionsgefahr auszusetzen. 

Heikel wird es, wenn per Privatjet zu Klimakonferenzen o.ä. geflogen wird: wo heiligt der Zweck die Mittel, wo wird hier ein allgemeines Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Fairness verletzt, wo schadet es vielleicht sogar der Sache und macht sein Anliegen unglaubwürdig, wenn (selbsternannte) Klimaschutzbotschafter:innen wie Leonardo Di Caprio im Privatjet um die Welt jetten, um bei Veranstaltungen rund um das Thema Klima präsent zu sein?

Etwas leichter dürfte die Frage bspw. beim Google-Camp 2019 zu beantworten gewesen sein: Wo das Thema Klimaschutz ganz oben stehen sollte, reisten einige der geladenen Promis mit Privatjets an – mit einem errechneten Ausstoß von 864 Tonnen Kohlenstoffdioxid – den Ausstoß von Shuttle-Hubschraubern, Luxusyachten und Luxusautos noch nicht mitgerechnet.