Umbau statt Ausbau

Umbau statt Ausbau

Umbau statt Ausbau

Das Aktions- und Protestbündnis Transform LEJ stellt sich entschieden gegen den Ausbau des Flughafens Halle/Leipzig

Im letzten Jahr wurde für viele Menschen in Deutschland das Ausmaß der Klimakatastrophe mit der Flutkatastrophe im Ahrtal zum ersten Mal hautnah spürbar. Dieses Jahr brennen Wälder, zum Beispiel in der Sächsischen Schweiz und Hitzewellen und Dürren nehmen bedrohliche Ausmaße an. In Gebieten des Globalen Südens sind Menschen schon seit Jahrzehnten von der Klimakatastrophe betroffen. Und inmitten dieser eskalierenden Klimakrise passiert nun unglaubliches: der Frachtflughafen Leipzig/Halle, schon jetzt einer der klimaschädlichsten Europas, soll auf Druck des Logistikunternehmens DHL weiter ausgebaut werden.

Als neues Aktions-und Protestbündnis mit dem Namen Transform LEJ stellen wir uns entschieden gegen den Ausbau des Flughafens Halle/Leipzig (internationales Kürzel: LEJ). Mit unseren Aktionen diesen Sommer machten wir klar: wir wollen einen sozial-ökologischen Umbau statt Ausbau. Anstatt die Klimakatastrophe zu verschärfen, wollen wir eine gerechte Transformation des Flughafens, die die Interessen aller Betroffenen miteinbezieht. Die Aktionen Ende Juli waren der Auftakt, aber der Kampf ist längerfristig ausgelegt. Wir engagieren uns sowohl für Klimagerechtigkeit, als auch für die Interessen der 10.800 Menschen, die am Flughafen arbeiten. Wir sind in Kontakt mit ihnen getreten und es wurde klar: viele Beschäftigte sind besorgt wegen der Klimakrise und kritisieren DHL, doch können sie sich aufgrund der Abhängigkeit von diesem Großkonzern nicht öffentlich gegen ihn stellen. Diesen Menschen wurden teils attraktive und sichere Arbeitsplätze versprochen, doch die Realität sieht anders aus: Jobs in der Flugindustrie, das zeigen vergangene Krisen wie etwa während der Corona-Pandemie und das deuten kommende Krisen an, sind alles andere als sicher. Wir setzen uns dafür ein, dass eine Transformation stattfindet, in der für die Arbeitenden neue, grüne und sinnvolle Jobmöglichkeiten geschaffen werden. Wir fordern, dass eine sozial-ökologische Transformation des Flughafens die Meinungen und Perspektiven der Arbeitenden miteinbezieht, und nicht Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg getroffen werden.

Derzeit läuft ein Planfeststellungsverfahren, bei dem die Landesdirektion Sachsen darüber entscheidet ob der Flughafen im Interesse des Unternehmens DHL weiter ausgebaut werden darf. Deswegen trugen wir unserem Protest  am 29. Juli 2022 mit einer Mahnwache direkt vor die Landesdirektion um deutlich zu machen, wie wir zu dem Ausbau stehen. Zu hören waren interessante Redebeiträge, unter anderem von Geflüchteten mit der deutlichen Forderung Abschiebungen zu stoppen, von Anwohner*innen und von Klimaaktivist*innen unseres Bündnisses. Interessant war, dass die Landesdirektion um 8:00 Uhr, pünktlich zu Beginn unserer Mahnwache ihre Türen verschlossen. Wir hätten uns einen Austausch gewünscht, doch so funktionieren angeblich demokratische Entscheidungen in Deutschland anscheinend nicht.

Am Tag darauf, am 30. Juli 2022 fand dann eine bunte, kraftvolle Demonstration in Schkeuditz statt, die sich vom S-Bahnhof bis zur Ausbaufläche neben dem Flughafengelände bewegte. Seite an Seite liefen  rund 300 Anwohner*innen, darunter junge Klimaaktivist*innen, Anwohner*innen, Familien und als Pinguine verkleidete Teilnehmer*innen mit einem Plakat mit der Aufschrift “DPL – Degrowth Penguin Logistics”. Ein erstes Highlight war das symbolische Zerschreddern der Flughafens-Antragsdokumente für den Ausbau mithilfe eines großen Traktors am Kreisel direkt vor der Einfahrt des DHL Hubs. Damit wollten die Anwohner*innen verdeutlichen, wie viel sie von dem Ausbauntrag des Flughafens und von den bürokratischen Prozessen hielten. An genau der selben Stelle blockierten Aktivist*innen der Gruppe “Cancel LEJ” letztes Jahr eine LKW-Zufahrt, und erlebten als Folge schwere Repressionen von Seite der Polizei. Sie mussten zwei Nächte in der Gefangenensammelstelle in Leipzig verbingen, erhielten dort nur unzureichend Essen, nicht genug warme Decken und ihnen wurde ohne richterliche Anordnung DNA abgenommen. Wir solidarisieren uns mit dieser Blockade uns wünschen den Aktivist*innen viel Kraft bei dem bevorstehenden Prozess, der erst eingeleitet wurde als DHL sie auf eine Summe von 1 Millionen Euro verklagte.

Im letzten Teil des Demozugs formierte sich gegen Ende der Laufstrecke ein ungehorsamer Block, der kurz vor der Ausbaufläche aus dem Demozug ausbrach und einen großen Hügel auf der geplanten Ausbaufläche erklomm und dort einige Banner mit den Aufschriften “Umbau statt Ausbau – Transform LEJ” und “Flughafenausbau stoppen, statt Klima killen” auslegte. Außerdem überlegten die Aktivist*innen gemeinsam was auf dieser Fläche anstelle eines Flughafens entstehen könnte, zum Beispiel solidarischer Anbau statt Ausbau oder eine Solar-Sauna für alle. Die Polizei forderte die Hügelbesetzer*innen nach einiger Zeit auf den Hügel zu verlassen und so liefen diese als geschlossener Block begleitet von einer bunten Rauchwolke wieder zurück zu den verbleibenden Menschen der Demonstration. Doch nun musste die Polizei erneut ihr Macht ausüben und den Demozug kesseln und damit stoppen. Sie waren sich nicht sicher, ob die verwendete Pyrotechnik nun legal war oder nicht. Doch nachdem diese Tatsache online überprüfte wurde und die Polizei feststellen musste, dass nicht illegales geschehen war, durfte der widerständige Block weitergehen und gemeinsam mit den Demonstrationsteilnehmenden zurück zum Bahnhof laufen.

Währendessen seilten sich zwei Klimaaktivist*innen im Flughafengebäufe des Passagierflughafenteils von der Decke ab und brachten dort ein Banner mit der Aufschrift “Umbau statt Ausbau! Klimaflucht anerkennen! Abschiebungen stoppen!” Glücklicherweise wurden keine Menschen festgenommen und alle Teilnehmenden konnten abends den Tag gemeinsam auf dem Klimacamp Leipziger Land mit guter Musik ausklingen lassen.

Wir haben erste Zeichen gegen den Flughafenausbau gesetzt und werden diesen Kampf so lange wie nötig weiterkämpfen.

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